Historische Gartenanlagen laden zum Verweilen ein

Über 8.000 denkmalgeschützte Grünflächen bieten eine große Bandbreite an Ausflugszielen in Baden-Württemberg

Pressemitteilung Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Bau- und Kunstdenkmalpflege

 

Sommerzeit ist Gartenzeit. Baden-Württemberg besitzt eine Vielzahl an historischen Gärten, die einen Ausflug wert sind. Über 8.000 Grünflächen sind in den Denkmallisten des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart verzeichnet: Von der wenige Quadratmeter großen Anlage rund um ein Flurkreuz bis hin zum flächenmäßig ausgedehnten Garten wie dem Ludwigsburger oder dem Schwetzinger Schlosspark.

 

Zu den jüngsten Denkmal-Parks gehört der Wielandpark in Biberach an der Riß (Landkreis Biberach). Er wurde 1997 bis 2000 im Auftrag der Stadt Biberach durch den Künstler Hans Dieter Schaal entworfen. Schaal inszeniert in der Anlage das fiktive Aufeinandertreffen zweier großer Dichter der Aufklärung: Der Schweizer Jean-Jacques Rousseau trifft in den Motiven auf den aus Biberach stammenden Christoph Martin Wieland, der das am nördlichen Rand des Parks gelegene Gartenhäuschen als Atelier nutzte. Als Gegenpol des Häuschens liegt im Zentrum des Parks ein See mit einer Pappelinsel, die Rousseaus Grablege in Ermenonville nachbildet. Erhöht liegende Wege, Stelen, Kiesbahnen sowie Elemente, die an englische Landschaftsgärten erinnern, wachsen zu einem komplexen Ganzen. „Der Wielandpark ist exemplarisch für die Gartengestaltung der 1990er Jahre und gleichzeitig ihr krönender Abschluss in Baden-Württemberg“, sagt Dr. Martin Hahn, Landeskonservator am LAD.

 

Zu den älteren Gärten gehört das Grün des ehemaligen Dominikanerinnenklosters in Binsdorf, einem Ortsteil von Geislingen im Zollernalbkreis. Der Garten mit zentralem Springbrunnen, Wegen, Umfriedungen und einem Pavillon weist nach Vorbild des mittelalterlichen St. Galler Klosterplans eine Aufteilung in Medizinalgarten, Küchengarten und Baumgarten auf. Um 1724 entstanden, ist er einer der am besten überlieferten Barockgärten Baden-Württembergs. Anfang Juli war hier Spatenstich für ein bemerkenswertes Instandsetzungsprojekt: Die örtliche Kirchengemeinde saniert mit Unterstützung der Diözese Stuttgart-Rottenburg, des Denkmalpflegeprogramms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und mit Denkmal-Fördermitteln des Landes Baden-Württemberg das wertvolle Grün. Beim Spatenstich waren fast alle Beteiligten dabei und zeigten, wie viel Kompetenz man braucht, um ein gutes Projekt in der Denkmalpflege zu stemmen.

 

Auch in einem weiteren wertvollen Klostergarten engagiert sich das LAD seit vielen Jahren: in Bronnbach, im Norden Baden-Württembergs. Der Prälatengarten des einstigen Zisterzienserklosters (Main-Tauber-Kreis) nahe Wertheim wurde in den vergangenen Jahren schon instandgesetzt. Nun fiel der Blick auf den Saalgarten, der sich noch in einem Dornröschenschlaf befindet. Die Gartendenkmalpflege und die Bauforschung haben sich ans Werk gemacht, den auf zwei Terrassen gelegenen, 1727 bis 1729 errichteten Gartenteil genau unter die Lupe zu nehmen. Dank der genauen Baubeobachtungen, verformungsgerechten Bauaufnahmen sowie der Ergebnisse einer Bodenradaruntersuchung konnten neue Erkenntnisse zur ursprünglichen Gartengestaltung, zum Pavillon und zur Grotte gewonnen werden. Wichtige Fakten, die in Zukunft für die Sanierungsmaßnahmen genutzt werden können.

 

Dass ein genauer Blick auf historische Gartenanlagen lohnenswert ist, zeigt auch das letzte Beispiel, der Pfarrgarten in Schwieberdingen (Landkreis Ludwigsburg). Der Garten gehört zum ehemaligen Pfarrhof der evangelischen Pfarrkirche St. Georg, das bis in die 1970er Jahre der örtlichen Pfarrerfamilie als Wohn- und Arbeitsstätte diente. Im Pfarrhaus befindet sich seit 1991 das Ortsmuseum. Trotz des aktuell schlechten Zustandes sind Reste der historischen Gartengestaltung erkennbar: Der Garten steigt über drei Ebenen nach Norden an. Diese Grundeinteilung besteht mindestens seit 1884, wie ein historischer Situationsplan im Staatsarchiv Ludwigsburg zeigt. Die darin verwendete Bezeichnung „Wurzgarten“ weist auf seine Aufgabe hin: Der Pfarrgarten war zu Großteilen als Nutzgarten angelegt und versorgte die Pfarrerfamilie mit frischem Gemüse. Auch historische Fotos aus dem Ortsarchiv halfen, die frühere Gartengestaltung zu erforschen. In Schwieberdingen sucht man derzeit noch nach einem Konzept, den brach liegenden Garten neu in Wert zu setzen und wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und erlebbar zu machen.

 

„Die wenigen Beispiele geben nur einen kleinen Einblick in die Bandbreite der historischen denkmalgeschützten Grünflächen in Baden-Württemberg. Es ließe sich noch vieles mehr erzählen von der Liegewiese eines alten Freibads, von historischen Terrassenweinbergen am Neckar, von Gasthausgärten mit Kegelbahnen, von fürstlichen Jagdparks, bürgerlichen Stadtparks und, und, und“, berichtet Dr. Martin Hahn vom LAD.

 

 

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